Bericht Nr. 028 (28.10.2012): Das Jahr der Besucher

Das zweite Jahr in China geht zu Ende und es war das Jahr der Besucher! Zuerst besuchte uns im Fruehjahr mein Schwager Holger, dann hatten wir royalen Besuch von Juergen Kaiser und im August kam uns unsere Tochter Kathrin wieder mal. Aber es sollte noch weiter gehen. Vom 1. - 5. September wollten uns unsere lieben Sauerlaender Freunde zu Beginn ihres Chinaurlaubes besuchen. Leider kam es aufgrund einer Erkrankung anders. Liebe Freunde, wir sind in Gedanken bei Euch. Haltet fest zusammen, Ihr schafft das schon! Der Oktober brachte uns dann Iris Freundinnen Anke, Karin und Soraya. Liebe Freunde, es ist schoen, Euch bei uns gehabt zu haben! Aber jetzt einfach erst mal der Reihe nach...

Sightseeing in Shenyang:
In Shenyang gibt es seit einigen Wochen Sightseeing Busse. Wir haben uns den Spass gemacht und fuhren mit einem der doppelstoeckigen, oben offenen Busse am 25. August bei strahlendem Sonnenschein durch die Stadt. Die Tour ist zwar rel. einfallslos, denn die Stadt ist zwar riesengross, der Bus schlaengelt sich aber nur im Wesentlichen entlang der haupt Nord-Sued Route. Dennoch ist es interessant, die Stadt und deren Bewohner aus dieser Perspektive zu sehen. Da ich rel. viele Fotos gemacht habe, habe ich sie nicht im Ordner Shenyang versteckt, sondern in der Mediathek einen neuen Ordner angelegt fuer alle, die sehen wollen, wie Shenyang im Sommer aussieht.

Sky City One:
In Changsha, einer Kleinstadt mit 7 Mio. Einwohnern in der Provinz Hunan (etwa 1800km suedwestlich von Shenyang) soll lt. eines Berichtes auf Focus Online das hoechste Haus der Erde gebaut werden. "Sky City One" soll 31.400 Menschen Platz zum Wohnen, Arbeiten und Einkaufen bieten. Eine andere Quelle im Internet berichtet sogar von 174.000 Menschen! Der Turm wird 220 Stockwerke haben und soll 838 m hoch sein, also 10m hoeher als der Burj Khalifa in Dubai. Und jetzt kommts: "Sky City One" soll in der Rekordzeit von drei Monaten aus Fertigbauteilen entstehen und bereits im Januar 2013 fertig sein. Die Baufirma hat uebrigens noch nie solche Projekte gebaut, sondern bisher Klimaanlagen gefertigt.

Warum muss ich jetzt in dem Zusammenhang ploetzlich an die diversen Baumaengel in Shenyang, sowie an das Wohnhaus denken, das am 27.6.2009 in Shanghai einfach umgefallen ist (s.u.) - und was sagt mir das jetzt gleich wieder in Bezug auf die in China im Bau befindlichen 44 Atomkraftwerke? Bloeder Gedanke! Sollten wir tatsaechlich mal nach Changsha zur Sky City One fliegen, dann werden wir auf jeden Fall nicht naeher als 900m ran gehen!

  

  

Innere Mongolei (1.9.2012)
Am ersten Septembertag, einem Samstag, fuhren wir in die Innere Mongolei. Unser Ziel war die "Inner Mongolian Grasland Tourizm and Vacation Zone", die etwa 300km nordwestlich von Shenyang liegt. Unser eigentliches Ziel haben wir dann gar nicht erreicht, da mein 535Li nicht gelaendegaengig genug ist und ich ihm weitere Schmerzen ersparen wollte. Es fehlten uns noch etwa 15km, aber da wir fuer die letzten 10km etwa zwei Stunden brauchten, haben wir dann umgedreht. Vielleicht fuehrt uns ja ein anderer Ausflug wieder mal in die Gegend und wir finden einen anderen Weg, bzw. eine bessere Strasse. Bilder des Ausfluges findet ihr wieder in der Mediathek.

Urlaub in Guangxi und der Provinz Yunnan (8.9. - 23.9.2012):

Unser diesjaehriger Urlaub fuehte uns in den tiefen Sueden Chinas zuerst nach Guilin und dann in die - wie die Chinesen sagen - schoenste Provinz des Landes, nach Yunnan. Die Abreise aus Shenyang wurde bereits zur kleinen Herausforderung, denn am Abend vorher zeigte mir ein zufaelliger Blick auf das iPhone, dass unser Flug von Shenyang ueber Shanghai nach Guilin gecancelt wurde (Information ueber die Stornierung? Fehlanzeige!). Nach einer Umbuchung auf andere Fluege, haben wir es aber doch noch geschafft. Der zweite Daempfer kam dann ebenfalls noch am Freitag Abend, als wir im Internet lasen, dass es am Nachmittag in Yunnan ein schweres Erdbeben mit vielen Toten und zerstoerten Haeusern gab. Wir flogen also los in der Hoffnung, davon nicht betroffen zu sein, was dann ja Gott sei Dank auch so war.

Guilin und Umgebung (8. - 13.9.12)

Guilin hat uns an einem heissen Abend bei herrlichem Wetter empfangen. Selbst Abends an der Poolbar des Shangri-La Hotels waren es noch 28 schweisstreibende Grad. Bei ca. 35 Grd. verbrachten wir den naechsten Tag in Guilin bei einigen interessanten Sehenswuerdigkeiten. Der sog. Sieben-Sterne-Park zeigte sich mit wunderschoener Natur, alten Menschen beim Kartenspiel und anderen beim Tai-Chi od. Faechertanz. Danach fuehrte uns der Weg auf den Fubo Berg, einen schoenen Aussichtsberg am Li Fluss, von dem aus wir die gesamte Landschaft geniessen konnten. Der Aufstieg war allerdings bei der Hitze schon sehr anstrengend. Das Wahrzeichen Guilins, der Elefantenruesselberg war unser naechstes Ziel und so war die angenehme Temperatur in der sog. Schilfrohrhoehle - eine riesige Tropfsteinhoehle - eine willkommene Abkuehlung. Der Tag war aber noch nicht zu Ende, denn waehrend einer Bootsfahrt auf dem Li Fluss konnten wir Abends noch die Kormoranfischer beobachten.
Die wunderschoene Flusslandschaft mit den beruehmten Karstbergen konnten wir dann auf einer 5-stuendigen Bootsfahrt auf dem Li Fluss nach Yangshuo geniessen, wo wir die naechsten 1 1/2 Tage im Yangshuo Ressort direkt am Yuelong Fluss verbrachten.
Zum Abschluss der Tage in Guilin und Umgebung fuhren wir dann noch entlang der Reisfelder und der Karstberg Landschaft nach Longsheng. Hier in den Drachenbergen liegen die Reisterrassen auf 380 - 880 Meter Hoehe und wir waren in der Li-An Lodge im Dorf Pingan mitten drin. Die Landschaft und das Dorf waren eine echte Ueberraschung fuer uns. Beides meint man aus dem Suedtiroler Ultental od. Doerfern in der Schweiz zu kennen (bis auf die Reisterrassen - und natuerlich die vielen Chinesen).

Yunnan (13. - 23.9.12)

Kunming, die Hauptstadt der Provinz Yunnan wird auch "Stadt des ewigen Fruehlings" genannt. Dennoch empfing sie uns mit kalten Temperaturen um die 11 Grad und starkem Regen. Was fuer ein Kontrast nach den 35 Grd. in Guilin!
Von Kunming aus fuhren wir suedoestlich in den Steinwald von Shilin. Aehnlich dem Bryce Canyon in Utah/USA strecken sich hier ueber viele Quadratkilometer bizarre Felsnadeln in die Hoehe. Ueber unbeschreiblich schlechte Strassen ging der Weg weiter hoch in die Berge von Yunnan nach Yuanyang, ein Dorf der Hani Minderheit. Einer meiner Kollegen, der in China schon ueberall mit dem Auto auf Erprobungsfahrten war, sagte mir mal, das beste Essen und die schlechtesten Strassen gaebe es in Shenyang. Mit dem Essen hat er Recht, die Strassen hier im Sueden kannte er aber offensichtlich nicht - trotzdem fuhr unser Fahrer hier Geschwindigkeitsrekorde!
In Yuanyang besuchten wir am Morgen einen Markt, sowie das Weltwunder der "Terrassen der Hani-Nationalitaet". Ueber 3000 Terrassenstufen wurden hier vor eintausend Jahren angelegt - die groessten Reisterrassen der Welt!
Jianshui, das naechste Ziel der Reise, ist eine der am besten erhaltenen traditionellen Ortschaft Suedchinas. Hier besichtigten wir den Konfuziustempel, den riesigen Garten der Familie Zhu (in dem auch unser Hotel war), sowie die Zwei-Drachen-Bruecke, bevor wir wieder nach Kunming zurueck kehrten. Da wir uns in Yunnan in der Heimat des Pu'er Tees befinden, haben wir uns hier natuerlich reichlich (kostenguenstig, aber bei Weitem nicht billig) eingedeckt. Ueber den Pu'er Tee muss ich aber nichts weiter berichten, denn dazu hat sich Iris in einem frueheren Bericht (Bericht Nr. 011)schon mal ausgelassen. Wir haben in einem Laden eingekauft, der sich in einem abgeschlossenen Wohnbezirk chinesischer Regierungsmitglieder befindet und haben bei der Teezeremonie sehr viel gelernt. Die freundliche junge Chinesin hat schliesslich an der Agricultural University of Yunnan studiert und den "Master degree in Tea" - sowas gibts hier! Ein Spaziergang durch den Blumenmarkt, sowie eine Tanzvorfuehrung chin. Minderheiten beendeten die Tage in und um Kunming.

Ein kurzer Flug brachte uns schliesslich ins westliche Yunnan, nach Dali, und damit der dritten und letzten Region unseres Urlaubes in Suedchina. Dali ist eine malerisch auf 2000m Hoehe gelegene Siedlung der Bai Minderheit. Bai heisst im Chinesischen "Weiss" und das sieht man auch an deren Haeusern. Die Bai legen hoechste Prioritaet auf ihre Hauser und pflegen sie entsprechend (es funktioniert also doch!). Alle Haeuser sind weiss getuencht und mit huebschen ("Lueftl-") Malereien versehen. Einen schoenen Ueberblick bekamen wir vom Gipfel des Cangshan Berges, auf den wir mit der Seilbahn fuhren, sowie waehrend einer Bootsfahrt auf dem riesigen Erhai See.

Immer weiter ging es dann nach Westen und damit auch immer hoeher. Unser Ziel war Lijiang, ein Ort der Naxi Volksgruppe auf 2660m Hoehe. Lijiang hat eine malerische Altstadt und wurde von der UNESCO in die Liste der Weltkulturerbe aufgenommen. Das Crowne Plaza Hotel passte sich der Architektur wunderschoen an und lag in Mitten der Altstadt. Aber nicht nur die Altstadt von Lijiang ist interessant, sondern auch einige Doerfer darum herum, die wir uns angesehen haben, die ebenfalls sehr gut alt erhalten blieben, aber noch weniger touristisch ueberlaufen sind.
Leider war uns das Wetter nicht sehr gewogen, sodass die Fahrt mit der Seilbahn auf den 5600m hohen Yulong Xueshan (Jadedrachen Schneeberg) ausser Wolken und Regen nichts brachte und wir von Berg und Gletscher nichts sehen konnten. Zumindest konnten wir aber einen kleinen tuerkisblauen Bergsee bewundern, in dem Yaks faul herum standen.

Der letzte Teil unserer Reise brachte uns schliesslich nach Shangri-La. Auf dem Weg dort hin besichtigten wir noch die Tigersprungschlucht. Sie ist eine der tiefsten Schluchten der Welt. Ihre Felswaende ragen stellenweise fast 4000m in die Hoehe. An der schmalsten Stelle ist die Schlucht nur ca. 20m breit und der Yangtze Fluss schiesst mit ca. 7800m³ Wasser pro Sekunde hindurch.
Shangri-La selbst ist ein sagenumwobener fiktiver Ort, der im weitesten Sinne im Himalaya, und zwar in Tibet, liegen soll. Der Begriff wurde durch den Schriftsteller James Hilton in die westliche Kulturgeschichte eingeführt. Sein 1933 erschienener Roman Lost Horizon beschreibt ein abgelegenes Lama-Kloster am Shangri-Gebirgspass im Himalaya. Nach Recherchen der chinesischen Regierung soll es sich bei der in dem Roman beschriebenen Gegend angeblich um den Kreis Shangri-La in der chinesischen Provinz Yunnan handeln. Der Kreis, der zuvor „Zhongdian“ geheißen hatte, wurde 2001 zur Förderung des Tourismus offiziell in „Shangri-La“ (chinesisch 香格里拉 Xiānggélǐlā) umbenannt. Das Songtsam Retreat bot uns nochmal einen wunderschoenen Rahmen mit Blick auf das Songzanlin Kloster, das vor 300 Jahren vom 5. Dalai Lama erbaut wurde. Almwiesen, Yaks mit Kuhglocken, Edelweiss und Enzian erweckten einen Eindruck wie in unserer heimischen Bergwelt. Wie schon im letzten Jahr in Tibet, so war die Luft fuer uns Flachlaender auch hier auf 3500m - und erst recht am Bita-See auf 4000m - ausgesprochen duenn, sodass z.B. das Besteigen des Klosters (es sieht uebrigens aus wie eine kleinere Ausgabe des Potala Palastes in Lhasa) zur Kraftanstrengung wurde.

Wir waren sehr viel unterwegs und wir haben noch viel mehr erlebt. Alles war perfekt organisiert und die Hotels waren alle ein Erlebnis. Ich moechte daher nicht versaeumen darauf hinzuweisen, dass auch diese Reise (wie schon im letzten Jahr unsere Reise nach Tibet) wieder durch Herrn Huang Bin (www.china-tibetreisen.de) organisiert wurde. Und selbstverstaendlich gibt es viele Fotos in der Mediathek.

Golden Week:
Sie sog. Golden Week, die Woche des chin. Nationalfeiertages und des Mid Autumn Festival verbrachten wir als Urlaubswoche vom 28.9. - 5.10. in Deutschland. Auch wenn es nur eine Woche war, die herbstliche Natur und Freunde und Familie, sowie unseren Hund Amy zu sehen und zu besuchen, tat schon wieder mal gut, zumal ich nun doch vier Monate nicht mehr zu Hause war.

Wie auch Chinese New Year, so ist auch die Golden Week ein Familienfest, das die Chinesen nutzen, um ihre Familien zu besuchen. Dementsprechend voll ist es auf den Strassen, Bahnhoefen und Flughaefen - schliesslich wollen 150 Mio. Wanderarbeiter verreisen. Es war offensichtlich eine gute Idee, dass wir diese Zeit wieder ausserhalb Chinas verbrachten, denn ein chinesischer Mitarbeiter berichtete mir von stehendem Verkehr auf den Autobahnen (das ist etwas besonderes, denn Autobahnen sind i.A. recht leer, denn hier gibt es Autobahngebuehren - waehrend der Golden Week waren die Autobahnen aber kostenbefreit) und in der Verbotenen Stadt in Beijing wurden an einem Tag 180.000 Besucher gezaehlt (normal sind etwa 30.000)!

Besucher:
Ich hatte ja schon gesagt, dass dieses Jahr das Jahr der Besucher war. Und so war die letzte Besuchergruppe in diesem Jahr bei uns: Anke, Karin und Soraya, drei liebe Kolleginnen und Freundinnen von Iris besuchten uns vom 18. - 28. Oktober. Natuerlich haben sich die Maedels einige Tage in Shenyang umgesehen - da war viel einkaufen angesagt. Einen gemeinsamen Ausflug machten wir in die Qianshan Mountains bei Anshan - die Fotos davon habe ich in der Mediathek abgelegt. Dann flogen aber alle vier gemeinsam nach Beijing und von dort dann noch weiter nach Shanghai, wo ich ueber das Wochenende dann ebenfalls dazugestossen bin. Auch das natuerlich in der Mediathek.