Bericht Nr. 016 (26.6.2011): Der zweite Autounfall

Autofahren macht Spaß, aber davon später mehr...

Ich hatte ja schon gesagt, dass es diesmal etwas länger dauert mit einem neuen Bericht. Vom 24. Mai - 6. Juni war ich auf Dienstreise und Urlaub zu Hause in Deutschland und Iris bleibt sogar noch bis Anfang Juli dort.

Ich muss zugeben, es tat schon gut, mal wieder all das satte und saftige Grün zu sehen (und die Sauberkeit!), während es in Shenyang zwar grün wurde, aber eben doch nach wie vor staubig ist. Es war aber auch ganz schön stressig, denn neben 22 Besprechungsterminen an 3 Tagen, waren auch die wenigen Urlaubstage gut gefüllt. Wir hatten Euch ja schon berichtet, dass wir uns eine Golfausrüstung zugelegt haben. Damit wir da nicht nur wild um uns schlagen, haben wir uns drei Stunden mit einem Golfprofi genehmigt. Man glaubt gar nicht, wie unheimlich schwierig es ist, den Ball zu treffen - oder ihn so zu treffen, dass er einigermaßen dort hin fliegt, wohin man ihn haben wollte! Daneben gab es auch noch ein Grillfest, eine Hochzeit und eine Kommunion; und im Taekwon-Do Training war ich natürlich auch. Und dann haben wir auch noch einen Gutschein für ein 8-gängiges Sterne-Gala-Diner in der Residenz Aschau bei Heinz Winkler eingelöst. Den Gutschein hatten wir zum Abschied von meinen Kollegen in Dingolfing im Oktober bekommen. Liebe Dingolfinger, der Abend war aller erste Sahne! Ihr habt uns damit eine große Freude und einen tollen Abend bereitet - nochmals vielen herzlichen Dank! 

Kaum wieder in Shenyang, war am 10./11. Juni auch gleich mal wieder ein Arbeitswochenende angesagt. Da wir ja ständig neue Mitarbeiter einstellen, um für den Anlauf des neuen Werkes gewappnet zu sein, haben wir in Tiexi eine Job Fair veranstaltet. So kurz vor dem Ende des Abschlusssemesters der Universitäten haben die Studenten reichlich davon Gebrauch gemacht und sind in Massen (ca. 5000 Bewerber) auf der Messe erschienen. Besonders beeindruckt haben mich zwei Schüler, die aus der Provinz Sezuan mit dem Zug angereist kamen, um sich für ein Praktikum zu bewerben. Wer würde 14 Stunden Zugfahrt hierfür in Deutschland auf sich nehmen?

Seit ich in Shenyang bin, hat sich bzgl. des Verkehrs durch das Eingreifen der Polizei doch schon einiges geändert. Bei den meisten mehrspurigen Straßen wurden in der Straßenmitte Metallzäune aufgestellt, um zu verhindern, dass man auf die Gegenfahrbahn fährt od. umdreht. Dadurch wird der Verkehr merkbar kanalisiert. Meint man zumindest. Heute Abend habe ich aber auf der Fahrt nach Hause wieder mal einen Spezialisten gesehen, der alle Regeln über den Haufen warf. Auf einer 8-spurigen Straße (2 x 4) ist er kurz vor Beginn dieser Spurentrennung auf die Gegenfahrbahn gefahren (natürlich trotz Gegenverkehr) und dann über ca. 300 ... 400mm langsam diagonal über die 4 Gegenfahrbahnspuren, bis er sich dann entschied, dort auf den Fussweg zu fahren und dort seinen Weg fort zu setzen. So gehts auch!

Und damit komme ich nun zu meinem zweiten Verkehrsunfall. Auf der Fahrt nach Hause - diesmal war ich wieder hinten rechts und mein Fahrer ist gefahren - kam uns ein LKW entgegen. Von rechts hat ein Auto die Strasse überquert und wollte links abbiegen (also in die Fahrtrichtung des LKW und damit uns entgegen). Wie das hier so üblich ist, hat der Fahrer des Autos natürlich nicht auf den Verkehr geachtet. Wenn man hier in eine Straße einbiegt, schaut man grundsätzlich nicht auf den Verkehr. Ehrlich, das machen alle so! Und der LKW hat natürlich nicht gebremst, warum hätte er auch sollen? Na ja, schon hats gescheppert und die Trümmer flogen auf unsere Fahrbahnseite und haben uns vorne und seitlich getroffen. Nachdem ich aber nicht selbst gefahren bin, blieb ich diesmal verschont von der Diskussion mit der Polizei. Ich hatte auch keine Lust, darauf zu warten, sondern habe mich von meiner Sekretärin abholen lassen und meinen Fahrer "die Buchführung" erledigen lassen.

Hatten wir Euch übrigens von Iris erstem Friseurbesuch in Shenyang berichtet? Iris hat lange gezögert, ob sie sich trauen soll. Sie hatte dann einige Fotos dabei, die ihr Friseur in Neufahrn beim letzten Besuch noch gemacht hatte. Und das Ergebnis war echt klasse, kein Unterschied ggü. zu Hause. Einen Unterschied gibt es natürlich doch, nämlich den Preis. Haltet euch fest! Iris hat unglaubliche 1,65 € bezahlt (das ist kein Kommafehler)! Ich denke, wir werden auf jeden Fall mit ihrem Friseur in Neufahrn ein ernstes Wort über seine Preisgestaltung reden müssen.

Nachdem Iris noch zu Hause in Deutschland ist, habe ich genügend Zeit, um zu arbeiten. Das artet derzeit in täglich 14...18 Stunden aus. Es ist natürlich einerseits praktisch, wenn man nicht durch seinen Partner "abgelenkt" wird und Zeit hat, zu arbeiten. Leider fehlt damit aber auch das Korrekturnormal, das einen - vernünftigerweise - einbremst. Und da ich weiß, daß mittlerweile viele BMWler diese Seite besuchen, komme ich damit zu einem Hinweis an künftige Expats: Es ist einfach keine gute Lösung, seine Zeit im Ausland ohne seinen Partner zu verbringen. Man erlebt so viel hier und möchte seine Erlebnisse teilen und darüber sprechen. Aber man kann das nicht wirklich erklären, auch nicht per SKYPE od. Telefon. Wer also darüber nachdenkt, einige Jahre im Ausland zu verbringen, sollte das möglichst immer zusammen mit seinem Partner tun, v.a. wenn es sich um einen etwas "ausgefallenen" Standort handeln sollte.

Am Samstag (25.6.11) hatten wir uns in einem Compound ausserhalb der Stadt zu einem Expat BBQ getroffen. Wie ich ja schon in der Vergangenheit berichtet hatte, verbringen die Expats oft auch die Wochenenden zusammen, da die Expatgemeide eben der Ersatz für Familie und Freunde ist. Und so eben auch diesmal für einen gemütlichen Nachmittag und Abend zum Grillen. Wenn man da so im Grünen sitzt unter dem Sonnenschirm (wir hatten ca. 32°C) vor einem ehrwürdigen Gebäude (das natürlich chinatypisch verwarlost und verfallen ist), dann kommt man sich vor, wie wohl damals die englischen Kolonialherren in Indien. Wir haben es uns aber nicht nur gut gehen lassen, sondern haben den Erlös der Veranstaltung einem kranken Kind zur Verfügung gestellt, um damit die Augenoperation zu bezahlen.

Jetzt geht aber auch endlich die Zeit ohne Iris hier bald zu Ende! Am kommenden Samstag (25.6.11) fliege ich nach Deutschland, da ich am Montag und Dienstag Termine bei BMW habe. Und am Mittwoch fliegen wir dann gemeinsam zurück nach Shenyang. Ich freue mich schon!