Bericht Nr. 018 (29.08.2011): Sommer in Shenyang

An einem weiteren heißen Sommer-Sonntag (ca. 30°C) fuhren wir am 31.7.2011 nach Hetuala. Hetuala liegt etwa 160 km östlich von Shenyang in der Nähe der Stadt  Xinbin. Sie ist die am besten erhaltene alte Manchu Stadt und sie war die erste Hauptstadt der Qing Dynastie. Die Stadt wurde 1603 gegründet und der Qing Kaiser Nuerhaci wurde in ihr geboren.

Aber nicht nur diese alte Kaiserstadt, auch die Fahrt dorthin selbst ist es wert. Einige Kilometer östlich von Shenyang wird die Landschaft hügelig und bergig. Man fährt ständig am Hunhe Fluss entlang und man kann die Landschaft während der gesamten Fahrt genießen. Allerdings braucht man auch einen guten Lotsen, denn aufgrund der vielen Baustellen sind viele neue Straßen nicht im Navigationssystem enthalten od. man kann sie aufgrund der Baustellen eben nicht wie gewünscht befahren. Zudem waren im Navigationssystem weder der Ort Hetuala, noch in der nähe befindliche Städte unter den Namen zu finden, wie wir sie aus dem Kartenmaterial gesucht hatten. Da man auch niemanden fragen kann, waren wir mehrmals versucht, wieder umzudrehen. Aber wir haben es dann ja doch geschafft und hatten einen wunderschönen Tag, den Ihr in der Mediathek sehen könnt! Und nachdem es uns dort so gut gefallen hat, sind wir am Wochenende drauf gleich wieder hin gefahren und haben uns noch all das angesehen, was wir beim ersten Besuch nicht mehr geschafft haben, u.a. das Yongling Grab (1598), in dem die Vorfahren des Kaisers Nuerhaci begraben liegen.

Der Sommer in Shenyang ist gnadenlos heiss und v.a. schwül (wenngleich uns eine Chinesin gesagt hat, dass nach dem traditionelllen chin. Kalender jetzt bereits Herbst ist). Wenn man zum Fenster raus schaut, dann ist es oft direkt trüb, dass man meinen könnte, es wäre schon Herbst (siehe auch das nachfolgende Foto). Sobald man aber raus geht, erschlägt einen die heisse Schwüle. Im Vergleich zum kalten Sommer in Deutschland ist das aber gar nicht so schlecht. Und so haben wir erneut einen heissen Sonntag (32°C) im Expo-Garten verbracht, in dessen Teichen gerade der Lotus blüht ...

  

An diesen heissen Tagen muss man einfach raus aus der Stadt und daher fuhren wir am 20. August in die Qianshan Berge. Wir waren da schon mal im Frühjahr, damals war es noch kalt und die Teiche waren sogar noch tief gefrohren. Was für ein Kontrast, bei 32°C lief uns auf den steilen Bergpfaden das Wasser herunter. Bergpfade sind in China übrigens gemauerte oder in die Felsen geschlagene Stufen. Einen Bergwanderweg, wie wir ihn aus den Alpen kennen, gibt es hier nicht. Die Natur wird in China dem Menschen untertan gemacht. Aber wie auch immer, die Qianshan Berge mit ihren vielen Tempeln und v.a. der schönen Landschaft sind immer einen Ausflug wert. Einige Bilder haben wir in der Mediathek im Ordner M022 angehängt. Was wir mittlerweile aber feststellen, ist eine beginnende Allergie gegen Tempel. Anders als in Europa sieht man hier bei den alten Gebäuden (Kaiserpaläste, Kaisergräber, Tempel,...) keine unterschiedlichen Baustile. Für uns sehen die Tempel tatsächlich alle gleich aus; mal größer oder kleiner, mal mit einem gelben Dach und mal mit einem blauen, roten oder grünen, aber im Wesentlichen gleich. Während wir also in den ersten Monaten noch neugierig jeden Tempel besucht haben, den wir sahen, reicht uns mittlerweile meist der Anblick von außen.

Shenyang ist eine einzige Baustelle:

Shenyang hat sich zum Ziel gesetzt, von heute etwa 8 Mio. Einwohnern bis 2015 auf 15 Mio. Einwohner anzuwachsen. Und was sich Chinesen zum Ziel setzen, das schaffen sie auch, denn es redet ja auch niemand dazwischen od. erhebt Einspruch. Und so ist eben die gesamte Stadt eine einzige Baustelle. Es entsteht ein Hochhaus nach dem anderen und überal sind Strassenbaustellen. Und das führt natürlich zu allerlei Erlebnissen, über die wir uns im Kollegenkreis am Mittagstisch austauschen. So hat z.B. ein Kollege berichtet, dass er bei Rot an der Ampel stand, als plötzlich direkt vor seinem Auto eine Baustellenabtrennung aufgebaut wurde (Baustellen werden hier i.A. mit blauen Blechwänden ca. 2,5m hoch abgetrennt) und er nicht mehr weiterfahren konnte. Ein anderer berichtete, dass er am Flughafen jemanden abholen wollte. Als er nach 1/2 Stunde zurück kam, war sein Auto von solchen Bauwänden umstellt. Die Krönung ist aber, was einem anderen Kollegen passierte. Mitten in der Nacht wurde die zweite Hälfte seiner Doppelhaushälfte abgerissen - natürlich ohne Vorwarnung. Es ist auch lustig, in Neubauten zu wohnen. So kann man derzeit in einem riesigen Hochhaus neben dem Sheraton nicht kochen, da das Gas erst aufgedreht wird, wenn mehr als 70% der Wohnungen bezogen sind. Dass man deshalb auch nicht in die Tiefgarage kommt, ist doch klar, oder?

All diese Baustellen zeigen, daß China ein unglaublich aufstrebendes und reiches Land ist. Während man in den deutschen Nachrichten ja nur von verschuldeten Ländern hört, hat China Yuan ohne Ende. Und so gibt es eben auch unglaublich reiche Chinesen, die das auch zeigen. So hat kürzlich auf dem Golfplatz ein Chinese seinen Lamborghini geparkt und ging kopfschüttelnd um das Auto. Er fuhr dann wieder weg und kam 15 Minuten später mit einem Ferari zurück. Hatte er doch tatsächlich seine Golfschuhe im falschen Auto...

Shanghai:

Ja, Ihr lest schon richtig - Shanghai! Wir haben einen Wochenendausflug ins ca. 1300km weiter südlich liegende Shanghai gemacht. Shanghai liegt im Mündungsgebiet des Jangtsekiang am Huangpu-Fluss und der gesamte Verwaltungsbezirk hat heute ca. 19,2 Mio. Einwohner. Shanghai ist direkt der Zentralregierung in Beijing unterstellt und hat den Rang einer Provinz. Wohl in keiner anderen Stadt in China kann man so deutlich die Entwicklung Chinas und Chinas Reichtum sehen. Shanghai hat den zweitgroessten Containerhafen der Welt. Dass das neue Wirtschaftszentrum Pudong mit all seinen Hochhäusern bis vor etwa 15 Jahren im Wesentlichen noch landwirtschaftlich geprägt war, ist heute kaum mehr vorstellbar.

Wir hatten ein wunderschönes Hotel. Das Les Suites Oriental direkt am berühmten Bund mit Blick auf den Huangpu River und hinüber nach Pudong. Das Gebäude fügt sich wunderbar in die alten Gebäude am Bund ein, im Inneren ist es aber ein modernes Desighotel. Wir haben uns ausgesprochen wohl gefühlt.

An den beiden Tagen in Shanghai haben wir uns beiderseits des Huangpu River sowohl die verbliebene Altstadt (z.B. Yu Gärten, Xin Tian Di) und die Einkaufsstraßen, als auch die Schluchten der modernen Hochhäuser in Pudong angesehen. Die Stadt ist wirklich ausserordentlich schön und hat kaum was von dem, was wir bisher von China kennen. Shanghai kann es locker mit den großen Städten Europas und Amerikas aufnehmen. Anstrengend ist jedoch das Klima. Aufgrund der extrem hohen Luftfeuchtigkeit, ist man schon nach wenigen Minuten total durchgeschwitzt. Selbstverständlich haben wir in der Mediathek wieder Fotos eingestellt. 

Ein kleiner Ausblick auf die nächsten Wochen:

Die Zeit in China vergeht unwahrscheinlich schnell, denn man erlebt ständig Neues. Und so unglaublich es klingt, das erste Jahr in China ist schon bald vorbei. Und daher mussten wir uns jetzt auch überlegen, ob wir in Kürze unseren Mietvertrag im Sheraton Hotel verlängern wollen. Auf jeden Fall wollten wir aber in der Nähe bleiben, denn es ist hier einfach der gepflegteste Teil Shenyangs und man kann vieles zu Fuß erledigen. Der Hunhe River mit dem Wulihe Park ist nah und viele Restaurants und Geschäfte kann man zu Fuß problemlos erreichen. Und so haben wir uns nun für eine Wohnung gegenüber des Sheraton Hotels in Riverside Garden entschieden. Die Wohnung ist zwar etwas klein für uns zwei (mikrige 240m²), aber das wird schon gehen (wir müssen uns halt einschränken). Nach 27 Jahren Ehe richtet sich das junge Glück also nochmals neu ein, das wird lustig. Sobald wir umgezogen sind, werden wir Euch hier natürlich zeigen, wie das so ist.

Bald kommt Kathrin wieder zu uns nach Shenyang und wir werden gemiensam Urlaub machen. Nach einigen Tagen in Beijing werden wir nach Xian zu den Terracotta Kriegern fliegen und dann weiter nach Xining. Von dort beginnt dann das eigentliche Highlight. Wir fahren mit dem Zug nach Tibet. Dazu dann aber in einem Bericht nach der Reise natürlich mehr.