Bericht 011 (2.3.2011): Dies und das und etwas über chinesischen Tee

Eigentlich wollten wir ja am 12. Februar nach Harbin zum Eisfestival fahren. Da aber am Samstag ein Arbeitstag war und uns der Ausflug den Urlaubstag doch nicht wert war, haben wir uns entschlossen, Harbin auf den nächsten Winter zu verschieben. Dafür haben wir uns als kleinen Ersatz die Eisskulpuren in Qipanshan Mountain nordöstlich von Shenyang angesehen (Mediathek).

Vom 15. - 22.2. war Richard in Deutschland auf Dienstreise. Er war ganz "gut beschaeftigt", da er in den wenigen Tagen in München und Leipzig total ausgebucht war. Auf jeden Fall mußte ich mir die Zeit ohne ihn vertreiben. U.a. war ich mit zwei Kolleginnen von Richard beim Wellness, sofern man das so nennen kann. Wir wurden mit einem Nashornknochen am Rücken massiert. Das lockert Blockaden - aber man sieht aus, als ob man geschlagen worden wäre. Richard meint sogar, ich sehe aus wie nach einem schweren Verkehrsunfall. Es gab aber auch Handmassage und Gesichtspflege.

Wir haben jetzt beide mit dem Chinesischkurs begonnen. Ich mache das tagsüber zusammen mit einer Bekannten und Richard läßt die Lehrerin Abends zu uns ins Hotel kommen. Chinesisch ist übrigens noch schwerer auszusprechen wie es sich anhört. Es gibt zwar nur 416 Silben, die werden aber jeweils in 4 verschiedenen Tonarten gesungen. Und die sind für uns kaum zu hören und unterscheiden und noch weniger leicht nach zu singen! Aber wir haben ja Zeit. Unter "Chin. Schrift/Zahlen" haben wir einen neuen Ordner angelegt mit einer kleinen Info über chinesische Schrift und Zahlen. 

Richard hat seit einigen Tagen den chinesischen Führerschein. Damit können wir jetzt am Wochenede endlich auch mal ohne Taxi od. ohne unseren Fahrer was unternehmen. Die große mobile Freiheit im chinesischen Straßenverkehrswahnsinn kann beginnen. Aber ob ich mir das auch mal traue, steht noch in den Sternen.

Und da wir hier viel sehr guten Tee trinken, habe ich hier ein kleines Kompendium zusammengestellt:

Die chinesische Welt des Tees

China ist ein Land der Teetrinker. Tee wird zu jeder Tages- und Nachtzeit getrunken, auch gerne als Getränk beim Mittag- oder Abendessen. So wie man in USA an jeder Ecke einen Menschen mit seinem Kaffeetrinkbecher rumlaufen sieht, haben die Chinesen eben entsprechende Teegefäße dabei (das können durchaus auch Einmachgläser sein). Tee wird hier ja nicht nur aus geschmacklichen Gründen getrunken sondern hat auch einen gesundheitlichen Aspekt. Und so hat auch jeder sein eigenes Gebräu dabei.

Wie alles wird auch Tee hier in einem eigenen Teehaus verkauft, d.h. es gibt sozusagen eine Shopping Mall nur für Tee. Auf drei Stockwerken befindet sich hier alles was das Teetrinkerherz begehrt. Beginnend natürlich beim Tee bis zu hochwertigstem Equipment (später noch mehr zur chinesischen Teezeremonie). Hier kann man sich dann durch die verschiedensten Sorten durchprobieren. Was es nicht gibt ist schwarzer Tee bzw. die bei uns bekannten Früchte- oder Kräuterteesorten. Der Chinese trinkt eben grünen Tee in verschiedensten Variationen.

Wir haben mittlerweile auch schon einige Teesorten ausprobiert. Z.B.:

Jasmintee (chin. 茉莉花茶, mòlì huāchá):
Dieser Tee riecht deutlich nach Jasmin, der Geschmack ist aber nur leicht blumig. Als Grundlage dient grüner Tee. Das Aroma wird durch Mischen mit Jasminblüten und späterem Entfernen der Blüten bzw. durch Bedampfen des grünen Tees über einem Blütenbad eingebracht. Diese Sorte Tee wird uns Laowais (Fremdlingen) in den Teehäusern immer als erstes unter die Nase gehalten. Ich muss aber sagen, er riecht eigentlich besser als er schmeckt.

Grüner Tee (chin. 綠茶 / 绿茶, lǜchá):
Das ist eine Variante, Tee herzustellen. Die Teeblätter sind im Gegensatz zu schwarzem Tee nicht fermentiert. Wegen der anderen Verarbeitung werden für grünen Tee eher die Blätter von Camellia sinensis gegenüber der Varietät assamica bevorzugt, da die kleinblättrige, zartere Sorte sich besser eignet. Hier gibt es Unmengen an unterschiedlichen Sorten je nach Anbaugebiet, Erntezeitpunkt, Trocknungsverfahren usw., wirklich eine Wissenschaft für sich. Und wie bei Wein kann man hier Unmengen an Geld ausgeben.

Pu-Erh-Tee (chin. 普洱茶, pǔ'ěrchá):
wird von einer Qingmao genannten Unterart des Teestrauchs (Camellia sinensis) gewonnen. Der Qingmao wird größer als die normale Camellia-Sinensis-Pflanze und gilt als eine der Ursprungsformen des Tees. Diese Pflanzen stammen aus dem Verwaltungsgebiet der bezirksfreien Stadt Pu'er in der chinesischen Provinz Yunnan. Der Tee wird dort seit etwa 1.700 Jahren hergestellt.
  
Pu-Erh-Tee durchläuft einen speziellen Reifungsprozess, wodurch er seine dunkle, rötliche Farbe und den kräftigen, erdigen Geschmack erhält. Ein Pu Erh, der vor den 1960er Jahren produziert wurde, war ein Grüntee. Er wurde gedämpft und zu Fladen-, Ziegel- oder Kugelform gepresst. Dann wurde er trocken gelagert und gereift. Die Reifungsdauer betrug mindestens fünf Jahre. Anfang der 1970er Jahren wurde ein neues Verfahren entwickelt, um den Reifungsprozess zu beschleunigen. Der Tee wird somit in wenigen Monaten trinkfertig. Heute werden beide Methoden nebeneinander praktiziert, der Tee wird als roh/raw (grün) (chin. sheng) oder reif/ripe (behandelt) (chin. shu) kategorisiert. An einem traditionell hergestellten Pu-Erh sind eine Vielzahl von Bakterien und Pilzen wie etwas Penicillium chrysogenum, Rhizopus chinensis und Aspergillus clavatus beteiligt. Im Gegensatz zu den meisten Grüntees und Schwarztees gewinnt Pu-Erh-Tee durch Alterung an Qualität und Geschmack. Wir trinken momentan einen 2003er.

Allen diesen Sorten wird ja eine Menge an gesunden Eigenschaften (belegt oder auch nicht) nachgesagt. Die enthaltenen Inhaltsstoffe wirken sich positiv auf das Herz-Kreislaufsystem und Immunsystem aus, einige andere Studien geben Hinweise darauf, dass der regelmäßige Konsum von grünem Tee das Risiko, an Krebs zu erkranken, vermindern kann. Für eine präventive Wirkung werden insbesondere die in manchen Teesorten natürlicherweise enthaltenen Polyphenole verantwortlich gemacht. Die Chinesen hier sagen aber auch, die Tees helfen beim Abnehmen (v.a. Pu-erh Tee) bzw. machen eine schöne Haut und halten jung. Da muss eigentlich was dran sein, denn die Leute hier schauen alle mindestens 5-10 Jahre jünger aus, als sie dann tatsächlich sind.

Nun noch zur Zubereitungsweise (zu Hause und wenn man Zeit hat, nicht der „Tea to go“ für unterwegs). Man braucht hierzu folgendes Equipment:


 Ein Holztablett (kann aber auch aus Metall oder Stein sein): Hier wird das Waschwasser einfach in die Ritzen geschüttet.
 Holzlöffel und Spatel
 Zwei kleine Kannen (evtl. eine auch aus Glas)
 Einen Sieb
 Kleine Becher
 Einen Wasserkocher

Das steht alles auf dem Tisch. Wasser wird zum Kochen gebracht, aber erst nach leichtem Abkühlen verwendet. Man gibt den Tee in eine Kanne und übergießt das Ganze mit heißem Wasser. Nach einigen Sekunden wird dieser Aufguss dann verworfen, das dient nur zur Teewäsche und evtl. noch zum Vorwärmen der Trinkbecher. Der nächste Aufguss zieht dann je nach Geschmack und der fertige Tee wird über das Sieb in die zweite Kanne gegossen. Hieraus wird dann der Tee in die kleinen Becher verteilt. Während man den Tee trinkt, werden die Teeblätter schon das nächste Mal überbrüht und wieder genauso abgegossen. Das kann man dann einige Male wiederholen, bis die Teeblätter keinen Geschmack mehr abgeben, dann tauscht man diese einfach aus und beginnt von vorne. Manchmal stehen auf dem Tablett auch noch kleine Tonfiguren (vor allem Tiere aus dem chinesischen Tierkreiszeichen). Diese bekommen dann zwischendurch auch etwas zum Trinken und werden mit Tee übergossen. So eine Teezeremonie kann sich also schon mal den ganzen Nachmittag hinziehen, ist aber eine wirklich nette und gesellige Angelegenheit und man hat so auch die Möglichkeit nicht nur eine Sorte sondern wirklich einiges an Teevarietäten zu probieren.