Bericht Nr. 014 (2.5.2011): Der Kopf des Drachen und die "Höhle des Löwen"

In Shenyang gibt es einen kleinen Antiquitätenmarkt (Mediathek), der wirklich sehenswert ist (siehe Mediathek). Auf dem Markt stellen sowohl Händler, als auch Privatleute (wie auf einem Flohmarkt) ihre Waren aus. Neben unheimlich viel Krempel (alte Brillen, Werkzeug, Uhen od. Taschenmesser) und Grillen in kleinen Käfigen, gibt es auch viel altes Kunsthandwerk. Das Problem ist einfach, daß man nicht einschätzen kann, ob das nun wirklich alt ist od. einfach nur gut nachgemacht (das können die Chinesen ja wirklich perfekt). Und wenn es alt ist, dürfen wir das ohnehin nicht ausser Landes bringen! Wie auch immer, auf jeden Fall macht der Markt ganz einfach Spaß! Und handeln tun wir natürlich auf chinesisch (ehrlich!). Einer der Händler hat drei tolle alte Steifiguren, für die er 6000 RMB (ca. 660€) haben möchte - bisher konnte ich ihn noch nicht davon überzeugen, daß 1000 RMB (ca. 110€) auch reichen müssen. Aber wir sind ja noch länger hier ...

2006 fand in Shenyang die "China International Horticural Exposition", also die internationale Gartenschau statt. Nachdem hier mittlerweile der Frühling (wenn auch zaghaft) einsetzt, haben wir den Ostersonntag genutzt und uns den Park (Mediathek) angesehen.

Unsere Fahrräder machen einfach Spaß und wir fahren am Wochenende bei schönem Wetter am Fluss entlang. Da treffen wir auch das eine oder andere Plastiktierchen (Giraffen, Zebras, Rehe,...) - sowas mögen die Chinesen!

  

Zum "Kopf des Drachen" komme ich jetzt gleich, zuvor aber war ich noch soz. in der "Höhle des Löwen". Am 28./29. April war ich in Beijing. Wir hatten Gespräche mit 5 verschiedenen Ministerien im Gästehaus der chinesischen Regierung (Diaoyutai State Guesthouse). Ist einfach unglaublich, durch ein altes chinesisches Tor, das von Elite-Paradesoldaten bewacht wird, verlaesst man den Lärm der Millionenstadt und betritt eine "grüne Lunge" mit Blumen, Bäumen, Teichen, Springbrunnen und alten Häusern. Die kommunistischen Führer lassen es sich nicht schlecht gehen! Nur mit dem Abendessen war das etwas "ungewöhnlich". Es gab u.a. Suppe mit Fischlippen, Fischspulwürmer (habe leider viel zu spät im Dictionary nachgelesen, was das ist!), Seegurke,...

Aber neben diesen kleineren Ausflügen haben wir auch wieder mal was ganz tolles erlebt, den "Kopf des Drachen" ...

  

Shanhaiguan - od. Shanhai Pass ("Der Pass der Berge und der See") - befindet sich etwa 15km östlich von Qinhuangdao und 400km südwestlich von Shenyang in der Provinz Hebei. Shanhaiguan ist ein populäres Touristenziel und ist das östliche Ende der Großen Mauer. Der Platz, an dem die Mauer an die sog. Bohai Sea stößt, wird "Old Dragon's Head" genannt.

Und diesen Kopf des Drachen, wo die große chinesische Mauer der Ming Dynastie am Meer endet, haben wir am 30.4./1.5. besichtigt (Mediathek). Es war schon ein kleiner Traum, endlich einmal dieses uralte und weltberühmte Kulturdenkmal zu sehen, von dem ich schon als kleiner Bub Bilder gesehen hatte. Die Große Mauer erstreckt sich vom Shanhaiguan im Osten bis nach Lop Nur im Westen südlich der inneren Mongolei.Wie man der kleinen Karte oben entnehmen kann, ist es aber völlig falsch anzunehmen, es gäbe eine einzige Mauer als durchgehendes Bauwerk. Vielmehr wurde die Mauer in den verschiedenen Dynastien und Zeiten an unterschiedlichen Orten gebaut. Gem. neuester archäologischer Studien beträgt die Länge der Mauer mit allen ihren Teilen insgesamt 8851km. In Shanhaiguan ist die Mauer etwa 14m hoch und 7m breit.

Zur Zeit der Ming-Dynastie zwischen 1368 und 1620 war China schweren Angriffen von Kriegern aus der Manchurei ausgesetzt. Zu dieser Zeit erreichte die Große Mauer von China schließlich ihre heutige Ausdehnung und Befestigung. Die Kaiser der Ming-Dynastie wurden jedoch um 1620 trotz dem Schutz durch die Große Mauer von den Manchuren geschlagen und die Ming-Dynastie damit zerstört. Insofern hat die Mauer eigentlich nur dazu beigetragen, daß die Chinesen sich über viele Jahrhunderte von äusseren Einflüssen abgeschottet haben (also "mia san mia" auf chinesisch).

Angeblich soll die Große Mauer von China das einzige menschengemachte Bauwerk sein, das vom Mond (oder vom Weltall) aus sichtbar ist. Diese Behauptung stelle einmal der Autor Richard Halliburton in seinem 1938 veröffentlichten Buch "Zweites Buch der Wunderwerke" auf. Diese Legende hält sich noch heute, ist aber nicht zutreffend. Die Mauer ist etwa so breit, wie eine Straße und da sie aus den Natursteinen des Gebirges gebaut ist, auf dem sie steht, ist sie gut getarnt.

Nach dem Kopf des Drachen haben wir dann in Shanhaiguan den "First pass under the heaven" besucht, das ist also der erste Durchgang durch die Mauer (von ihrem Beginn oder Ende am Meer, dem Kopf des Drachen aus gesehen). Der Pass wurde 1381 gebaut und in über 200 Jahren danach ständig ausgebaut. Im Grunde genommen war das eine Garnisonsstadt. Sie ist aber noch sehr gut erhalten und wird immer noch bewohnt. Meinen Frust hatte ich in Shanhaiguan, als mich ein junger Chinese auf englisch fragte, wo ich denn her käme. Ich habe ihm in meinem besten Chinesisch (Mandarin) geantwortet "Wo cong De guo lai" (ich komme aus Deutschland), worauf er mir antwortete, er könne nicht so gut englisch und hätte mich nicht verstanden (ich vermute mal, der war fremd hier, kann ja nur daran liegen)! Etwas später hat mich aber dann erneut ein Chinese das gleiche gefragt und ich habe meinen Mut zusammen genommen und erneut so geantwortet. Diesmal hat's so gut geklappt, daß er dann auch gleich in chinesisch weiter gemacht hat. Ich war dann ziemlich hilflos.

Von Shanhaiguan sind wir dann in die Berge gefahren nach Jiumenkou und haben uns dort die Mauer ebenfalls angesehen. Dort überquert die Mauer einen Fluss. Wir sind natürlich von dort auch den anstrengenden Anstieg auf die Mauer angegangen und haben die Eindrücke dieses uralten Kulturdenkmals genossen.