Bericht Nr. 013 (10.2.2011): Wir leben uns mehr und mehr ein.

Der 17.3.2011 war St. Patrick Day, also der Feiertag des Nationalheiligen von Irland. Da es auch einige Iren gibt, die hier leben und arbeiten, gab es selbstverstaendlich eine laute und Guiness-feuchte Fete in der Mezza Bar des Sheraton. Die Iren haben das mit kleinen Spielen, irischen Witzen und lauter irischer Musik angereichert. Wir haben sogar grüne T-Shirts gewonnen! Wieder ein Beispiel dafür, wie sich die Gemeinschaft der internationalen Expats hier beschäftigt.

Iris und ich quälen uns mittlerweile seit einigen Wochen durch die Chinesischkurse. Iris macht das mit Ihrer Freundin Nicole zusammen zwei mal wöchentlich und ich habe abends Einzelunterricht bei Summer (viele Chinesen legen sich westliche Phantasienamen zu, damit wir Langnasen uns die Namen leichter merken können - so also auch meine Lehrerin Summer; Iris hat z.B. bei Crystal Unterricht). Es ist echt eine Qual, denn die Sprache hat nicht die geringste Ähnlichkeit mit den uns geläufigen Sprachen, geht uns damit kaum "ins Ohr" und bleibt noch weniger leicht im Gedächtnis hängen. Dazu kommt natürlich noch, daß ich dann am Abend von 20:00 - 21:00 Uhr doch leichte Konzentrationsprobleme habe (und da Summer ein recht hübsches Mädchen mit unglaublichem Schlafzimmerblick ist, wird meine Konzentration auch nicht gerade gefördert). Summer hat den Ehrgeiz, mir nicht nur die Sprache bei zu bringen, sondern Sie versucht, mir auch einige Schriftzeichen einzutrichtern. Für mich ist das wie malen - und sie lacht sich krank bei meinen stümperhaften Versuchen. Besonders schwer fällt uns die richtige Betonung od. auch ganz einfach die Aussprache der verschiedenen "s-", "sch-", "c-" und "z-"-Laute, die sich für uns oft gleich od. zumindest sehr ähnlich anhören und oft auch noch direkt aufeinander folgen. Aber es gibt auch lustige Wörter, wie z.B. die Zahl 21. Dabei werden die Zahlen 2 (=ar), 10 (=sch) und 1 (=i) miteinander kombiniert, d.h. 21 = arschi. Auch recht lustig klingt doch das Wort "mamahuhu" (= "so so" oder "so la la"), stimmts?. Frustrierend ist es natürlich, wenn man glaubt, sein mühsam erlerntes Chinesisch bei Chinesen los zu werden und die einen einfach nicht verstehen. Chinesen erwarten nicht, daß eine Langnase sie chinesisch anspricht und dann kommen eben noch unsere rudimentären Kenntnisse und die Schwierigkeiten der Aussprache hinzu. Aber so zwischendurch gibt es dann auch mal ein Erfolgserlebnis, wenn man Chinesen zuhört und man hört ein od. zwei Wörter heraus, die man schon gelernt hat.

Ich habe Euch ja schon berichtet, daß ich seit Februar den chin. Führerschein habe. Ich nutze aber weiterhin meinen Fahrer, denn es ist einfach praktisch und entspannend morgens und abends im Fond zu sitzen. Am Morgen schließe ich mein iPhone an mein Rear-Seat-Entertainment-System an (ich habe zwei Bildschirme im Fond) und schaue mir die ARD-Tagesschau vom Vorabend an und abends nutze ich die Zeit für Telefonate und eMails od. ich hoere die CD aus dem Chinesisch-Buch. Und nach den langen Arbeitstagen ist es schon ganz angenehm, sich nicht mehr auf den anarchistischen Straßenverkehr konzentrieren zu müssen. Am Wochenende fahre ich aber immer selbst, denn obwohl Xiao Chen ein netter Kerl ist, möchten wir am Wochenende eben alleine los ziehen und ihn nicht auch da noch um uns herum haben. Ich habe mich an den chaotischen Verkehr schon einigermaßen gewöhnt. Als Kathrin kürzlich bei uns war und mit mir mitgefahren ist meinte sie, sie ließe mich künftig nicht mehr mit "ihrem" Auto fahren. Und merkwürdigerweise sieht Iris das mittlerweile auch so.

Am 27. März sind wir nach Qianshan Mountain gefahren. Diese hübsche Berglandschaft liegt etwa 110km südlich von Shenyang in der Nähe der Stadt Anshan. Anshan ist eine Millionenstadt, über die es nicht wert ist zu berichten - so einen Saustall haben wir noch nie gesehen! Qianshan Mountain ist aber wirklich schön. Man kann dort wandern und viele hübsche, kleine und größere Tempel besichtigen. Es war allerdings noch recht kalt und einige kleine Teiche waren noch zugefrohren. Wir werden da sicher auch im Sommer mal wieder hin fahren, denn es gibt dort noch viel mehr zu sehen. Ein paar Fotos davon haben wir in der Mediathek eingestellt und eine lehrreiche Hinweistafel unter Kurioses.

Aufgrund eines chin. Feiertages hatten wir ein längeres Wochenende (na ja, dafür musste ich am Samstag arbeiten). Das verlängerte Wochenende haben wir für einen Auflug am  3./4. April nach Dalian genutzt. Nach chin. Massstäben ist das eine sog. Unterprovinzstadt mit nur 6,2 Mio. Einwohnern (also quasi ein Dorf). Dalian ist eine Hafenstadt etwa 380km südlich von Shenyang und hat durch ihre Lage am Meerlage einen charmanten Flair. Zudem ist die Stadt durch die ehemalige Besatzung stark russisch und japanisch beeinflusst und besitzt daher viele alte Häuser im entsprechenden Stil. Dalian ist recht gepflegt und sauber (nach 5 Monaten in China sind wir da nicht mehr so anspruchsvoll), und lädt durch ihre vielen schönen Plätze zum spazieren gehen und bummeln ein, sodaß man sich hier wirklich wohl fühlen kann. Gewohnt haben wir im Kempinski Hotel. Echt beeindruckt waren wir vom Xinghai Square, dem größten Platz Asiens. Der Platz ist wirklich unvorstellbar groß und wird von dementsprechend vielen Menschen bevölkert. Viele lassen dort ihre wunderschönen Drachen steigen. Der Xinghai Square liegt im Süden der Stadt direkt am Meer, sodass wir von dort aus die Uferstraße abgefahren sind. Auch aus Dalian haben wir wieder viele Fotos mitgebracht und einige davon in der Mediathek abgelegt.

Ach und noch was: Wir haben uns Fahrräder gekauft. Die Chinesen steigen vom Fahrrad oder vom Eselkarren um auf Autos und wir machen es umgekehrt! In Shenyang gibt es einige GIANT Läden, also eine Top-Marke, die es auch bei uns zu Hause gibt. Keine Sorge, wir wollen natürlich mit den Radln nicht in der Stadt zw. den Autos herum fahren (war schon schlimm genug, mit den Rädern vom Laden bis ins Hotel zu fahren). Vielmehr wollen wir die Räder nutzen, um am Fluss entlang zu radln und an der "frischen" Luft zu sein, was wir dann auch sofort gemacht haben ...

     

  

Zur Feier des Tages haben wir dann auch gleich noch was völlig Verrücktes gemacht. Wir waren auf der Alm zum Abendessen. Hier gibt es doch tatsächlich eine Almhütte zwischen den Hochhäusern ("Heidi's"), ein Schweitzer Restaurant. Wir haben es uns mit Steak und Cordon Bleu gut gehen lassen.

Das Sheraton wurde übrigens gerade ausgezeichnet als eines der 10 besten Hotels in China - und so edel dürfen wir wohnen!